Die Schweizerinnen und Schweizer sind Versicherungs-Weltmeister. In keiner anderen Nation haben die Menschen mehr Versicherungen als wir. Hierzulande kann zu fast jedem Lebensbereich eine Versicherung abgeschlossen werden. Rund 7'000 Franken geben wir im Schnitt pro Kopf und Jahr für Prämienzahlungen aus.
Neben den vielen optionalen Versicherungen gibt es auch einige wenige obligatorische. Nichtsdestotrotz sind die Schweizer laut Experten nicht überversichert, sondern einfach gut versichert. Die zum Teil hohen Versicherungssummen lassen sich auch durch den Wohlstand erklären. Männer haben im Schnitt eine deutlich tiefer Risikoaversion, was sich auch in den sich stark unterscheidenden Anzahl Versicherungen zwischen Frauen und Männern zeigt. Am Beispiel der Reiseversicherung zeigt sich besonders deutlich, dass Frauen sich tendenziell mehr versichern als Männer.
1. Obligatorische Versicherungen
Wenn Sie in der Schweiz leben, müssen Sie eine Krankenversicherung abschliessen. Für neu in der Schweiz wohnhafte Personen, gilt eine dreimonatige Frist, bis sie eine Krankenversicherung abgeschlossen haben müssen. Nach Abschluss bezahlen Sie monatlich eine Prämie. Bei einer Behandlung beim Arzt bezahlen Sie, bis Ihre Franchise erreicht ist, dann beginnen die Leistungen der Krankenkasse. Je nach dem wie hoch Ihre Franchise ist, variieren auch ihre Prämienkosten. Nach dem Erreichen der Franchise bezahlen Sie noch 10% der verbleibenden Behandlungskosten. Dieser Beitrag, der Selbstbehalt, beträgt aber pro Jahr maximal 700 CHF.
Für alle Fahrzeughalter ist auch die Auto-Haftpflichtversicherung obligatorisch. Damit sind Sie gegen Schäden, die Sie mit Ihrem Fahrzeug anderen Personen, Tieren und Sachen zufügen, abgesichert. Hier wird unterschieden zwischen Teilkaskoversicherung und Vollkaskoversicherung. Die Teilkasko übernimmt Schäden am eigenen Auto, die weder Sie noch ein anderer Fahrzeuglenker verursacht hat. Bei einer Vollkaskoversicherung enthält neben allen Teilen der Teilkasko auch eine Deckung bei Schäden an Ihrem Auto, die Sie selbst verursacht haben.
Ebenfalls obligatorisch ist die Unfallversicherung. Wer mehr als acht Stunden pro Woche arbeitet, ist vom Arbeitgeber bereit gegen Betriebs- und Nichtbetriebsunfälle sowie Berufskrankheiten versichert. Nicht versichert sind hingegen Hausfrauen und -Männer, Kinder, Studierende und Rentnerinnen und Rentner. Als Unfall gilt eine plötzliche, nicht beabsichtigte schädigende Einwirkung eines äusseren Faktors auf den menschlichen Körper. Von der Unfallversicherung erhalten Sie auch Leistungen wie Taggelder und Renten. Dabei ist ein Maximalverdienst von 148'200 versichert.
Je nach Wohnort ist eine Gebäudeversicherung auch Pflicht. Diese deckt Elementar- und Feuerschäden ab und kann bei Bedarf um eine Zusatzdeckung für Gebäudetechnik, Mietzinsausfälle, Umgebungsversicherung, Gebäudehaftpflicht oder Erdbeben erweitert werden. Versichert ist das Gebäude in der Regel zum Neuwert, welcher alle 12 bis 15 Jahre wieder auf den aktuellen Wert geschätzt wird.
2. Optionale Versicherungen
Unter den vielen Versicherungen, die man (zum Teil auch doppelt) abschliessen kann, gibt es eine Handvoll, die nicht obligatorisch, aber sehr wohl ratsam sind.
Die Hausratversicherung deckt Ihren Hausrat, also Ihr Hab und Gut, gegen Elementarereignisse ab. Dabei eingeschlossen sind Schäden infolge von Diebstahl, Beraubung, Feuer, Wasser. Da man besonders als Familie mit Kindern mit Beschädigungen der Wohnung rechnen kann, macht besonders für Mieter die Hausratversicherung Sinn, da so bei einem Schaden in der Wohnung die Versicherung einspringt.
Eine weitere sinnvolle Ergänzung ist die private Haftpflichtversicherung. Diese versichert Sie gegen alle Schäden, die Sie anderen Menschen und deren Eigentum zufügen. Wenn Sie bei einem Ski- oder Autounfall einer anderen Person dauerhafte Schäden zufügen, können die dadurch entstehenden Forderungen (Lohnausfall und Schmerzensgelder) in die Millionen gehen. In gewissen Fällen ist diese Versicherung auch obligatorisch, wenn Sie zum Beispiel mit einer Drohne mit einem Gewicht von über 500 Gramm fliegen (bei schwereren wird eine spezielle Versicherung benötigt).
3. Kosten
Obwohl der Durchschnitt in der Schweiz bei über 7'000 Fr. liegt, bezahlt nicht jeder Schweizer so viel. Wenn Sie die obligatorischen Versicherungen plus die Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung abschliessen, bezahlen Sie in der Regel weniger. Die Kosten der Krankenversicherung variiert stark, je nach dem, welche Franchise Sie wählen. Bei einer hohen Franchise sind Ihre monatlichen Kosten niedriger. Diese Option ist besonders bei grundsätzlich gesunden Menschen empfehlenswert. Hinzu kommt der Selbstbehalt, den die Krankenkasse verlangt. Dieser liegt bei 10% und ist mit 700 Fr. pro Jahr begrenzt. Bei der Behandlung mit Originalpräparaten gilt es aber achtsam zu sein: Falls Generika desselben Präparates existieren, erhöht sich der Selbstbehalt auf 20%. Mit der Nutzung von Generika lässt sich also gut Geld sparen. Bei der Auto-Haftpflichtversicherung zeigen sich die Unterschiede in der Kostenstruktur vor allem im Alter. Junglenker zahlen gut und gerne das dreifache bei einer Auto-Haftpflichtversicherung.
Versicherungen sind wichtig. Doch bei der Vielzahl verschiedener Optionen kann man schnell den Überblick verlieren. Wichtig ist, dass Sie die obligatorischen Versicherungen abschliessen und je nach Bedarf auch eine Hausrats- und eine private Haftpflichtversicherung abschliessen. Als Faustregel gilt: Man sollten nur Versicherungen abschliessen, die einem gegen existenzbedrohende Risiken versichern. Ausserdem sollte auf jeden Fall verhindert werden, dass man doppelt versichert ist.
Die beste Lösung ist stets das Risiko an sich zu vermeiden.